Realismus in Malerei – 01: Farben

 (Dieser Artikel beschreibt meine Erkenntnisse, die mir helfen, sich in dem großen Farbenthema zurechtzufinden. Es mag nicht für jeden gelten, oder auch nicht jeder so sehen.)

Ich beschäftige mich (eigentlich seit Jahren) mit realistischen Farbwelten. Und ja, ich schrabbel immer wieder und gerne dran vorbei. ;)
Wann ist ein Bild realistisch, wann nicht? Und warum wirken manche Bilder so realistisch, auch wenn es sich nur um Farbflächen handelt. Ein Virtuose in diesem Bereich ist für mich Thomas von Kummant, der durch seine Farbwelten die Realität einfängt, wie es nur wenige vermögen. 

Ebenfalls ein Virtuose ist für mich James Gunrey, mit dessen Werk "Light and Colors" ich sehr viel gelernt habe. Aber letztendlich reicht theoretisches Wissen nicht, man muss es "sehen"... Er ist technisch unglaublich versiert. Und er malt tatsächlich alles noch analog: Öl auf Leinwand.

Es gibt aber auch einen Unterschied zwischen dem heutigen Realismus und dem, sagen wir, traditionellen Realismus. Wer sich jetzt gefragt hat, warum ich diese beiden Künstler genannt habe, denn ihre Stile und Ausarbeitungsformen könnten nicht unterschiedlicher sein, dem sei nun geholfen:
Während Gunrey sich der tradionellen Malerei hingegeben hat, sind die "modernen" Realisten, wie Thomas von Kummant, Meister der kräftigen Lichtstimmungen, die auf digitalen Ebeneneffekte beruhen. Den extrem starken Effekt einer Ebene, die im "Ineinanderkopieren"-Modus gestellt ist, kann man im Traditionellen nicht annähernd so effektiv nachahmen.

 

Nature Painintg am 16.08.2020: Die Wandse, Blick von der Brücke aus.


Nature Painting: Die Wandse Mitte Mai 2020. (Auch der Reier war zu Besuch). Der Ausschnitt ist ein bisschen anders und die Wandse hatte zu dem Zeitpunkt auch weniger Wasser. Aber auch wieder Blick von der Brücke aus. Auch, auch auch auch!!

 

Des Rätsels Lösung sind, ganz klar: Farben. Aber warum? Und warum sehen manche Fotos unecht aus in ihren Farben, obwohl sie die Farben ja direkt nachbilden. Und manche Bilder, die nur sehr rough sind, auf den ersten Blick wie ein realistisches Bild, obwohl man nur Farbflächen hat.

Natürlich kommt bei Letzterem unser Gehirn mit dazu, welches immer sofort versucht, das Gesehene mit dem Altbekannten abzugleichen und das in einer rasenden Geschwindigkeit. Wenn also Farbflächen so natürlich wie eine Landschaft angeordnet sind, in den passenden Farben: oben Blau und unten Beispielsweise grün (für eine Wiese), dann wird mit den Farbflächen sofort eine Landschaft assoziert.

Das ist auf jeden Fall Punkt eins. Aber es gehört noch viel mehr dazu.

Es reicht nicht einfach "ein" blau auszuwählen, es muss "das" blau sein, dass zu der Tageszeit am Himmel ist. Natürlich weiß jeder, dass sich der Himmel von frü bis spät verändert, aber welche Farbtöne für welche Tageszeit? Frühling, Sommer, Herbst oder Winter. Ja, selbst das spielt eine Rolle...

Es ist ein schwieirges Thema und nur langsam komme ich selbst dahinter und erlange Kenntnisse, die mich wirklich weiterbringen. Beobachtungen sind eines, in den "richtigen" Farbtopf zu greifen was ganz anderes.  

Ich habe von beiden Bildern einmal die Farben rausgelassen und man sieht schon, dass sich die Töne gar nicht so stark unterscheiden. 


Was allerdings auffällt, die Grüntöne sind nahezu dieselben, während sich Blautöne sich von einander abheben. Da ich immer ungefähr zur selben Zeit in den Park gehe, sieht man im Vergleich von Mai und August am Himmel natürlich den stärksten Unterschied: das ist zum Einen Wetter bedingt, zum Anderen natürlich auch von der Jahreszeit abhängig.
Fazit hier: Im Sommer geht es mehr ins Türkise, im Frühling hat der Himmel eine blau-graue Farbe.
(Die Blütenfarben Gelb und Rosa lasse ich hier einmal außer Acht).


Eines ist klar: Ich selbst liebe Farben, die miteinander harmonieren. Ich versuche immer mit harmonischen Farbverläufen schöne Bilder zu kreiern. Allerdings wirkt das meistens, eigentlich fast immer, dem Realismus entgegen. Realismus hat mit harmonschen Farbwelten erst einmal nichts zu tun. Extrahiert man aus Bilder, die realistisch wirken, die Farben sind sie Farbtöne zwar natürlich in sich harmonisch, sie gleichen aber nicht an einer Farbpalette, wie ich sie zusammenstellen würde.

Fakt ist also eine realistische Farbpalette hat mit einer Farbpalette, bei der die Farben miteinander harmonieren, nichts zu tun. Hinzukommt, dass Farben von einander abhängig sind. d.h. je nach Lichtsituation und Farbumräume (Farbstimmung), verändern sich die eigentlichen Farben, die man darzustellen versucht.
Am besten kann man das mit der Farbe zeigen, die eigentlich gar keine Farbe ist, nämlich dem Mittelgrau, das zu 50% nur aus schwarz besteht.



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"Durch ihre Arbeit an prominenten Marken wie „The Witcher“, der Romanvorlage zu „Game of Thrones“, „Storyworld“, „Der Zauberer von Oz“ und „Die drei ???“ gehört die Hamburger Künstlerin Melanie Korte zu den gefragtesten Jugendbuch- und Fantastik-Illustratoren Deutschlands. Wegen einer schweren Autoimmun-Erkrankung hat die studierte Kommunikations-Designerin in den letzten Jahren Grafik-Tablett und iPad immer häufiger liegen lassen, um sich stattdessen wieder verstärkt der klassischen Malerei zu widmen: Durch die Arbeit mit Leinwand und Pinsel erreicht Melanie einen zeitweise fast schon meditativen Zustand – frei von chronischen Schmerzen und dadurch imstande, Momentaufnahmen ihrer inneren Welt einzufangen. Manchmal zart und zauberhaft, dann wieder abstrakt und verstörend – aber in jedem Fall faszinierend und meisterhaft ausgeführt. Hier bekommt der Betrachter die einmalige Chance, in die innere Welt einer klassisch geschulten Malerin und Zeichnerin abzutauchen – frei von Grenzen und Beschränkungen. Melanies Bilder sind pure Inspiration." – Robert Bannert, Journalist und Autor

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